
Cinderella
Cinderella
US, 2015, 105 min, DF, R: Kenneth Branagh, K: Haris Zambarloukos, D: Helena Bonham Carter, Cate Blanchett, Hayley Atwell, Lily James, Richard Madden, Stellan Skarsgard, Nonso Anozie
Nach dem Tod des geliebten Vaters ist Ella schutzlos der Eifersucht und den Gehässigkeiten ihrer Stiefmutter und deren Töchter ausgeliefert. Sie wird zur einfachen Magd degradiert und von allen hämisch "Cinderella" - "Aschenputtel" - genannt. Als sie eines Tages in den Wäldern einem gutaussehenden Fremden begegnet, scheint Ella endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Sie hält den Mann für einen Bediensteten im königlichen Palast, nicht ahnend, dass er in Wirklichkeit der Prinz selbst ist.
Zauberhafte Neu- und Realverfilmung des Aschenputtel-Märchens, das Disney bereits zum Animationsklassiker von 1950 adaptierte.
"Cinderella" ist ein klassischer Disney-Film und keine angestrengte Neuinterpretation. Nach anfänglichem, kurzen Zuckerschock gerät er sehr bald zum umwerfend charmanten Erlebnis, der auch Erwachsene mitreißt, berührt und köstlich amüsiert. Niemand braucht sich zu schämen, ein Tränchen zu verdrücken, entzückt zu quietschen oder schallend zu lachen. Die komischen wie die tragischen Szenen funktionieren, Timing und Art der Präsentation stimmen. Wären bei anderen Regisseuren die gefühligen Szenen zu Kitsch oder Parodie geraten, lässt sie Kenneth Branagh geradlinig und ernsthaft durchspielen. Cinderellas Mäuse sind putzig, aber genau das richtige Quäntchen frecher. Cate Blanchett gibt herrlich divenhaft im Joan-Crawford-Look die böse Stiefmutter, ihre Spitzen sind aber trockener und in manchen Momenten sieht man ihr ihr Unglück an.
Denn Branagh lässt sich zwar ganz auf die Disney-Märchenwelt ein, setzt sie aber mit seinem zu großen Teilen britischen Team und Crew mit britischem Understatement und ja, mehr Realismus um als es etwa in der Neuinterpretation "Maleficent" der Fall ist. Er und Drehbuchautor Chris Weitz ("About a Boy") verleihen ihren Märchenfiguren Psychologie. Natürlich sind wie es bei Disney-Märchen sein muss das Königs-Schloss und das Herrenhaus von Cinderellas Eltern exquisit (vom mehrfach Oscar-prämierten Dante Ferretti) ausgestattet und die Kostüme (von der mehrfach Oscar-prämierten Sandy Powell) eine Augenweide. Ganz besonders in der raffinierten und eleganten Ballszene, in der Cinderella (Lily James aus "Downton Abbey") im einfarbigen, hellblauen Kleid unter den Gästen hervorsticht und alle Augen auf sich zieht, als sie die Treppe hinunterschwebt und mit dem Prinzen (Richard Madden aus "Game of Thrones") den Tanz eröffnet. Aber das Mädchen reitet auch mal durch einen echten und keinen Zauber-Wald. Nicht, dass es keine Effekte gäbe. Außer Stellan Skarsgard hat Branagh aus "Thor" auch seine Erfahrung mit rasanten Effekte- und Actionzauber mitgebracht. Die Verfolgung und Rückverwandlung von Cinderellas goldener Kutsche und ihrer Pferde zu Kürbis und Mäusen erntete Szenenapplaus und ist wie schon die Verwandlung durch Helena Bonham-Carters ein wenig ungeschickte Fee ein großer Spaß. Witzige One-Liner und spritzige, auch zweideutige Dialoge sorgen neben Slapstick für Lacher. Nach dem Happy End für Cinderella und ihren Prinzen und der zu Herzen gehenden Botschaft mit Liebenswürdigkeit, Güte und Mut erreicht man alles, ist auch der Zuschauer glücklich und würde gerne länger in der Märchenwelt verweilen. hai.
Quelle: Blickpunkt:Film
