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Ein Mann namens Ove

En man som heter Ove

SE, 2016, 116 min, ab 12 Jahre, DF, R: Hannes Holm, D: Ralf Låssgard, Bahar Pars 


Der 59-jährige Ove ist in seiner Gemeinde berühmt-berüchtigt für seine brüske, streitsüchtige Art, was ihn nicht gerade zum Sympathieträger macht. Nun muss er den Tod seiner geliebten Frau und seine vorzeitige Entlassung aus den Diensten bei der Eisenbahn verkraften, was ihm seine Bedeutungslosigkeit eindringlich vor Augen führt. Er beschließt, seinem unnützen Leben ein Ende zu setzen. Aber so einfach wie gedacht ist ein Selbstmord nicht, zumal immer etwas dazwischenkommt und auch noch Iraner als neue Nachbarn einziehen.

Zwischen bizarrer Komödie und bitterer Tragödie fein ausbalancierte Bestseller-Adaption aus Schweden, in dem Wallander-Darsteller Rolf Lassgård eine phänomenale One-Man-Show abliefert.

Voll ins Schwarze traf Regisseur und Drehbuchautor Hannes Holm ("Familienchaos") mit seiner Adaption des gleichnamigen Bestsellers von Fredrik Backman. Die ebenso außergewöhnliche wie pechschwarze Komödie um einen verbitterten alten Mann, der seinem nutzlosen Dasein endlich ein Ende bereiten will, dabei aber immer wieder gestört wird, brach in ihrem Heimatland alle Kinostartrekorde. Und es steht außer Zweifel, dass "Ein Mann namens Ove" auch in Deutschland hervorragende Mundpropaganda erhalten und zum Publikumsliebling avancieren wird.

Das liegt zum einen natürlich an dem makabren, im weitesten Sinne an "Harold und Maude" erinnernden Humor, der durch die skurrilen Selbstmordversuche, die die Titelfigur unternimmt, entsteht. Zum anderen am Hauptdarsteller Rolf Lassgård selbst, den man hierzulande als Kurt Wallander aus den Henning Mankell-Verfilmungen kennt. Er gibt diesem pedantischen, übellaunigen und stets auf den Unzulänglichkeiten seiner Nachbarn herumreitenden Ove ein Gesicht. Wenn er zu seinem morgendlichen Rundgang durch die Siedlung aufbricht, die Schlösser der Garagentore kontrolliert, achtlos weggeworfene Zigarettenkippen aufliest und den kleinen Köter von nebenan das Pinkeln auf den Bürgersteig verbietet, dann entsteht ein spröder, trockener und doch ungemein charmanter Witz, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Zudem bricht Regisseur Holm diese komödiantischen Elemente mit Momenten voller Dramatik und Tragik, wenn er in Rückblicken davon erzählt, warum Ove so geworden ist, wie er seine Eltern verlor und seine große Liebe fand - das ist Romantik pur, aus der man nur schwer wieder in die Realität zurückfindet.

Dort fungiert als Gegenpol zu der sturen, eigenbrötlerischen Figur des Vorort-Kapos und ehemaligen Eisenbahners eine chaotische Multi-Kulti-Familie, die gegenüber von Ove einzieht und gleich mal dessen Briefkasten wegrasiert. Besonders der hochschwangeren, persisch-stämmigen und vor Lebenslust förmlich überbordenden Dame des Hauses (lebhaftes Energiebündel: Bahar Pars), gelingt es, den defätistischen Menschenfeind zu überreden, ihr Fahrstunden zu geben, und ihm im Lauf der Handlung immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Und so gerät der höchst sorgfältig ausgestattete und in sanften Braun- und Grautönen fotografierte "Ein Mann namens Ove" immer mehr zur Ode an das Anderssein, stellt aber auch existenzielle Fragen (Volvo oder Saab?), bricht eine Lanze für Minderheiten und fördert ein einzigartiges Gemeinschaftsgefühl zu Tage, das bewegt und ein ums andere Mal gar zu Tränen rührt. Ein kleines schwedisches Meisterwerk, das so wohltuend anders ist als das, was der Kinoalltag im Normalfall zu bieten hat. lasso.

Quelle: Blickpunkt:Film

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Ein Mann namens Ove
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